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Letter from Munich – 089

Letter from Munich – the Joseph Affair – 89

EINE DEUTSCHE FASSUNG STEHT WEITER UNTEN.

http://www.joseph_affair.blogspot.com (It may take a few minutes to load this page, depending on internet connection speed.)

20 September 2002

Dear Mr. Graf, dear friends,

“You have to ask yourself,” Helmut had said to us last week, “whether this doubt that Herr Reichel had was quite reasonable or whether it was simply a means by which the authorities could restrict the investigation into Joseph’s murder and blame the whole thing on the Kantelberg-Abdullas. You also wonder why the police have never given the transcript of Frau Kantelberg-Abdulla’s own interrogation to her.”

Then Helmut continued reading the last answer of Herr Reichel, where he had interrupted it:

ANSWER (continued): Since Daniel was still too young, the Kantelberg-Abdulla family asked my partner to sign the sworn statements as parent and legal guardian. But even she never read the sworn statements, but instead they were read to her by the Kantelberg-Abdullas. So in my opinion, both Daniel and my partner, frequently did not grasp the content of these sworn statements. There were a lot of technical terms thrown in that I still don’t understand, even today.

QUESTION: Do you know the introductory formula to a sworn statement? (Sworn Statement: I understand the legal meaning of a sworn statement, especially the consequences under criminal law of making a false sworn statement; I also understand that the following sworn statement of mine is meant to be presented before a court of law.)

ANSWER: I’ve just heard this formula for first time now. This sentence was certainly never mentioned during the visits of the Kantelberg-Abdullas. They assured my partner and Daniel Steiner repeatedly that the sworn statement would never become public. With their signature on the sworn statement, both would be protected. Nothing would happen to anyone, neither with regard to the police nor anyone else.

“The Kantelberg-Abdullas,” Helmut remarked, “would dispute that these statements by Herr Reichel correspond to the truth.” Then he continued reading the transcript to us.

QUESTION: After the sworn statements were signed, was there any payment of money by the Kantelberg-Abdullas to Daniel or Annerose Steiner, either in the form of reimbursement for expenses or something similar?

ANSWER: When I was present there was never any payment of money to Annerose or Daniel by the Kantelberg-Abdullas. Whether they gave something to Daniel later, I can’t say, I don’t know.

“What disturbs me in the affair,” said Helmut, “is the way the police want to investigate everything that the Kantelberg-Abdullas did, instead of thoroughly investigating what really happened on the day of Joseph’s death. If everything had happened the way the authorities think it did, then the Kantelberg-Abdullas would never have given me this transcript. They would have tried to hide these facts.”

“But Germany is a country founded on the rule of law, isn’t it?”

He looked at me. “Is it?” he said, with a bitter smile. “If all the allegations that Herr Reichel raised on behalf of Annerose and Daniel Steiner against the Kantelberg-Abdullas are true, then why couldn’t Frau Steiner and Daniel raise these allegations themselves. Why did they need Herr Reichel to do it?”

That was a question I couldn’t answer.

Sincerely yours,

Robert John Bennett

Mauerkircherstrasse 68

81925 Germany

Telephone: +49.89.981.0208

E-Mail: rjbennett@post.harvard.edu

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Since many recipients of this letter may read German more easily than they read English, the following is the author’s own translation of the above letter. Please note that word-processing programs outside of German-speaking countries may not display all of the letters of the German alphabet correctly.

Bitte vergessen Sie nicht, dass der Autor dieses Briefes Autodidakt ist, was die deutsche Sprache betrifft, und er weiß, dass, wenn es um eine Übersetzung aus der deutschen Sprache ins Englische geht, viele Fehler hervortreten müssen. Er hofft aber, man werde diese Fehler übersehen, um hinter den Fehlern das sehen zu können, was in diesem Schreiben und in dieser Affäre von zentraler Bedeutung ist.

Alle Briefe aus München sind abrufbar:

http://www.joseph_affair.blogspot.com (Es könnte eine Weile dauern, diese Seite zu laden; es kommt auf die Schnelligkeit der Internet-Verbindung an.)

München, den 20. September 2002

Sehr geehrter Herr Graf, sehr geehrte Freunde,

„Man muss sich einfach fragen,“ hatte Helmut uns letzte Woche gesagt, „ob dieser Zweifel, den Herr Reichel hatte, wirklich vernünftig war, oder ob der Zweifel einfach noch ein Mittel war, das die Behörden benutzen konnten, die Untersuchung von des Mordes von Joseph zu bremsen und den Kantelberg-Abdullas die Schuld an der ganzen Affäre zu geben. Man fragt sich auch, warum die Polizei Frau Kantelberg-Abdulla das Protokoll von ihrer eigenen Vernehmung nie gegeben hat.“

Dann fuhr Helmut fort, die letzte Antwort von Herrn Reichel vorzulesen, wo er sie unterbrochen hatte:

ANTWORT (fortgesetzt): Da der Daniel noch zu jung war, wurde meine Lebensgefährtin von der Familie Kantelberg-Abdulla gebeten, diese eidesstattlichen Versicherungen als Erziehungsberechtigte mit zu unterschreiben. Aber auch sie hat die eidesstattlichen Versicherungen nie gelesen, sondern sie sind ihr von der Familie vorgelesen worden. Meine Meinung ist auch, dass beide also der Daniel und meine Lebensgefährtin, den Inhalt dieser eidesstattlichen Versicherungen oftmals gar nicht begriffen haben. Es wurde da mit Fachausdrücken um sich geworfen, die ich heute noch nicht verstehe.

FRAGE: Ist Ihnen die Formel der eidesstattlichen Versicherung bekannt? (Eidesstattliche Versicherung: Mir . . . . sind die rechtliche bedeutung einer eidesstattlichen Versicherung, insbesondere die strafrechtlichen Folgen einer falschen eidesstattlichen Versicherung sowie die Tatsache bekannt, dass meine nachfolgende eidesstattliche Versicherung zur Vorlage beim Gericht bestimmt ist.)

ANTWORT: Diese Formel habe ich jetzt das erste Mal gehört. Bei den Besuchen der Familie Kantelberg-Abdulla ist dieser Satz mit Sicherheit nicht gefallen. Durch die Kantelbergs wurden meiner Lebensgefährtin und dem Daniel Steiner immer wieder versichert, dass die eidesstattliche Versicherung nie an die Öffentlichkeit kommt. Mit der Unterschrift unter der eidesstattlichen Versicherung wären beide abgesichert. Es würde niemanden etwas passieren, weder durch die Polizei noch durch sonst irgendwelche Personen.

„Die Kantelberg-Abdullas,“ bemerkte Helmut, „würden bestreiten, dass diese Aussagen von Herrn Reichel der Wahrheit entsprechen.“ Dann fuhr er fort, das Protokoll vorzulesen.

FRAGE: Nachdem die eidesstattliche Versicherung unterschreiben wurde, ist da durch die Familie Kantelberg-Abdulla eine Geldzahlung in Form einer Aufwandentschädigung oder ähnlichem an den Daniel oder die Annerose Steiner gezahlt worden?

ANTWORT: In meinem Beisein ist auf keinen Fall Geld an die Annerose oder an den Daniel durch die Familie Kantelberg-Abdulla gezahlt worden. Ob dem Daniel später irgendetwas zugesteckt worden ist, kann ich nicht sagen, das weiß ich nicht.

„Das, was mich in dieser Affäre so sehr stört,“ sagte Helmut, „ist die Art und Weise, wie die Polizisten alles untersuchen wollen, was die Kantelberg-Abdullas getan haben, statt das gründlich zu untersuchen, was am Tag von Josephs Todes wirklich passierte. Wenn alles abgelaufen wäre, wie die Behörden denken, hätten die Kantelberg-Abdullas mir nicht diese Protokolle gegeben. Sie hätten versucht, diese Tatsachen zu verbergen.“

„Aber Deutschland ist ein Rechtsstaat,“ erwiderte ich, „oder?“

Er schaute mich an. „Oder?“ sagte er, mit einem verbitterten Lächeln. „Wenn all die Beschuldigungen, die Herr Reichel im Namen von Annerose und Daniel Steiner gegen die Kantelberg-Abdullas erhoben hat, wahr sind, warum hätten Frau Steiner und Daniel selbst diese Beschuldigungen erheben können? Warum brauchten sie es, dass Herr Reichel das tut?“

Das war eine Frage, die ich nicht beantworten konnte.

Mit freundlichen Grüßen

Robert John Bennett

Mauerkircherstrasse 68

81925 Germany

Telephone: +49.89.981.0208

E-Mail: rjbennett@post.harvard.edu

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